Pflege, traditionelle Heilkunde und Metamizol – Ciara Demontaño-Siemer arbeitet als Krankenpflegerin mit mir in der ambulanten Palliativversorgung und erzählt in dieser Folge von ihrem Pflegestudium und der Arbeit als Community Health Nurse auf den Philippinen. Ausserdem geht es um die dort verwendeten Heilkräuter und Schmerzmedikamente. Und um Metamizol (Novalgin®, Novaminsulfon), das auf den Philippinen nicht verwendet wird.
Meine zweite Gästin, Imelda Talaguit Müller, erzählt von ihrer Arbeit als Physiotherapeutin mit Hilot, einer Art philipinischer Chiropraktik, in der Schweiz. Mehr zu ihrer Arbeit findet ihr unter (www.hilot.ch)

Schmerz und Schmerztherapie für die Pflege und andere Interessierte. Mindestens einmal im Monat donnerstags eine neue Folge.
„Schmerz ist das, was die Betroffenen darunter verstehen, und er liegt immer dort und dann vor, wenn ihn die Betroffenen spüren.“
Wir alle kennen Schmerzen und empfinden sie doch vollkommen unterschiedlich. Die Schmerzwahrnehmung und Schmerztherapie ist so individuell wie die Menschen selbst. In jeder Podcast-Folge spreche ich dabei mit einem anderen Menschen über ein Thema mit Bezug zum Schmerz und verbinde dabei die persönlichen Erfahrungen meiner Gesprächspartner*innen mit fachlichen Informationen – mit allen Infos für Pain Nurses und die, die mehr zum Schmerz in allen seinen Facetten wissen wollen.
Pflege, traditionelle Heilkunde und Metamizol – Ciara Demontaño-Siemer erzählt von ihrem Pflegestudium und der Arbeit als Community Health Nurse auf den Philippinen.
Imelda Talaguit Müller (www.hilot.ch) erzählt von ihrer Arbeit als Physiotherapeutin mit Hilot, einer Art philipinischer Chiropraktik.
Ausserdem geht es um Metamizol.
Musik:
Intro, Jingle und Outro: Tidy (Podcast Version) – Heiko Wommelsdorf
Bahay Cubo – Traditional (Public Domain)
Sure – Heiko Wommelsdorf
Lupang Hinirang – Nationalhymne der Philippinen (Public Domain)
Wet – Heiko Wommelsdorf
Binalig II – World Kulintang Institute (Public Domain)
Sinulog A Kangungudan – World Kulintang Institute (Public Domain)
Dry – Heiko Wommelsdorf
Sounds: Sound Effects from Pixabay
Quellen:
Kräuterheilkunde: Henry I. A. Boy et al. – Recommended Medicinal Plants as Source of Natural Products: A Review, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2589377719300187, abgerufen am 01.04.2023
Traditionelle philipinische Heilkunde: Fajardo B, Pansacola M – Hilot: Die Wissenschaft der alten philippinischen Heilkunst. Amboss Publishing, Incorporated, 2017 ISBN 9789712728976.
Metamizol: Metamizol – Die lange und wechselvolle Geschichte eines Analgetikums, Ars Medici Thema, 2009, unter https://www.rosenfluh.ch/rosenfluh/stories/publikationen/amthema/2009-02/Deutsch/01_D_metamizol_together.pdf, abgerufen am 01.04.2023
Maucher I – Metamizol – eines der sichersten Analgetika?, DAZ 2016, Nr. 30, S. 32, 28.07.2016, unter https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2016/daz-30-2016/metamizol-eines-der-sichersten-analgetika, abgerufen am 01.04.2023

Musik:
- Intro, Jingle und Outro: Tidy (Podcast Version) – Heiko Wommelsdorf
- Bahay Cubo – Traditional (Public Domain)
- Sure – Heiko Wommelsdorf
- Lupang Hinirang – Nationalhymne der Philippinen (Public Domain)
- Wet – Heiko Wommelsdorf
- Binalig II – World Kulintang Institute (Public Domain)
- Sinulog A Kangungudan – World Kulintang Institute (Public Domain)
- Dry – Heiko Wommelsdorf
Heiko Wommelsdorf – Midi Piano (Album):
Sounds: Sound Effects from Pixabay
Literatur:
Kräuterheilkunde: Henry I. A. Boy et al. – Recommended Medicinal Plants as Source of Natural Products: A Review, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2589377719300187, abgerufen am 01.04.2023
Traditionelle philipinische Heilkunde: Fajardo B, Pansacola M – Hilot: Die Wissenschaft der alten philippinischen Heilkunst. Amboss Publishing, Incorporated, 2017 ISBN 9789712728976.
Metamizol: Metamizol – Die lange und wechselvolle Geschichte eines Analgetikums, Ars Medici Thema, 2009, unter https://www.rosenfluh.ch/rosenfluh/stories/publikationen/amthema/2009-02/Deutsch/01_D_metamizol_together.pdf, abgerufen am 01.04.2023
Maucher I – Metamizol – eines der sichersten Analgetika?, DAZ 2016, Nr. 30, S. 32, 28.07.2016, unter https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2016/daz-30-2016/metamizol-eines-der-sichersten-analgetika, abgerufen am 01.04.2023
Transkript der Podcastfolge
Die Filipinos, die in Ferndörfern wohnen, haben zum Beispiel kein Fernsehen oder kein Internet. Deswegen ist die Beratung unsere Priorität, um die richtigen Informationen zu verbreiten.
Herzlich willkommen zu Schmerz, der Podcast. Heute geht es um die Philippinen. Meine Kollegin Ciara Demontaño erzählt uns vom Pflegestudium und der Arbeit als Community Health Nurse.
Und Imelda Müller erzählt uns etwas über Hilot, eine traditionelle philippinische Massage. Außerdem geht es um Metamizol. Viel Vergnügen.
Schmerz ist das, was die Betroffenen darunter verstehen. Und er liegt immer dort und dann vor, wenn ihn die Betroffenen spüren. Schmerz ist individuell und betrifft jeden Menschen.
Ob als Warnung des Körpers, jahrelange Erkrankung, Zeichen von Überlastung oder Folge eines Traumas. Genauso ist die Schmerztherapie individuell. Und um die Schmerzen und ihre Therapie darum geht's in Schmerz der Podcast.
Und ich bin Nils Wommelsdorf. Meine Kollegin Ciara Demontanio nimmt uns mit in ihre alte Heimat auf die Philippinen.
Dort hat sie Pflegestudiert, als Community Health Nurse gearbeitet und erzählt uns ein bisschen über die Struktur, über die Versorgung dort, wie die Menschen Schmerzen bekämpfen. Gute Reise. Hallo Ciara.
Hallo Nils.
Vielen Dank, dass du dir ein bisschen Zeit für das Gespräch nimmst.
Vielen Dank für die Möglichkeit.
Ja, aber gern.
Wir beide arbeiten zusammen in der ambulanten Palliativversorgung in Hamburg. Aber du kommst nicht aus Hamburg. Du kommst ursprünglich auch nicht aus Deutschland.
Du bist von den Philippinen hierhergezogen. Und soweit ich weiß, ist das Leben, die Arbeit, deine Ausbildung auf den Philippinen ganz anders gewesen, als es hier in Deutschland gewesen wäre.
Vielleicht magst du uns kurz erzählen, woher du genau kommst.
Ich komme aus Lyon. Lyon ist eine Gemeinde, circa 36 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Lyon als eine Gemeinde ist noch in 85 kleinen Dörfern politisch unterteilt.
Meine Familie und ich wohnen im Zentrum dieser Gemeinde. Das nächste Krankenhaus ist von uns, circa acht Kilometer oder 15 Minuten mit einem öffentlichen Verkehrsmittel entfernt.
Also stell mal vor, wie weit die anderen Dörfer aus dem Krankenhaus sind.
Und wenn die Menschen in die Klinik müssen, steht dann ein Krankenwagen bereit?
Als ich damals als Community Health Nurse in Lyon gearbeitet habe, waren nur zwei Krankenwagen verfügbar.
Haben die Menschen denn eine Alternative, irgendwie in die Klinik zu kommen?
Als Transportmittel haben wir Jeepney oder das ist ein Kleinbus und Tricycle, welches in anderen asiatischen Ländern Tuk-Tuk genannt wird.
Ja stimmt, die Tuk-Tuks kenne ich aus Thailand. Die Philippinen sind ein Inselstaat in Südostasien und die Heimat von 110 Millionen Menschen.
Die Philippinerinnen oder auch Pinay und Pinoy, wie sie sich selbst bezeichnen, gehören durch die verstreute Lage den verschiedensten Kulturgruppen an. Zudem haben auch andere Staaten ihre Spuren hinterlassen. Bis zum Ende des 19.
Jahrhunderts wurden die Philippinen über 300 Jahre von Spanien besetzt, danach übernahmen die USA und kurzzeitig Japan die Macht auf den Philippinen. Und alle diese Länder haben ihre Spuren in den verschiedenen Bevölkerungsgruppen hinterlassen.
Die Einflüsse kann man auch in der Nationalhymne Lupang Hinirang, auf Deutsch auserwähltes Land, wahrnehmen.
Die Musik ist europäisch geprägt, der Text ursprünglich spanisch, dann englisch übersetzt und mittlerweile in Tagalog, einer der vielen Sprachen der Philippinen übersetzt.
Für europäische Verhältnisse mögen die Philippinen ein eher ärmeres Land sein, jedoch werden sie international zu den Next Eleven, also aufstrebenden Wirtschaftsnationen, gezählt.
Die Wirtschaft, vor allem der Dienstleistungssektor, wachsen stark an, die Kluft zwischen Arm und Reich wird jedoch größer. Auch daher sind ca. 9% der EinwohnerInnen im Ausland tätig und unterstützen ihre Zugehörigen in ihrer alten Heimat.
Doch nun zurück zu dir Ciara. Du hast nach dem Abitur ein Studium begonnen und als Registrid Nurse abgeschlossen. Wie ist das Pflegestudium auf den Philippinen organisiert?
Was sind die Inhalte? Wie läuft das so?
Ja, ich habe mein Studium Bachelor of Science in Nursing im 2010 absolviert. Es war ein Art Semester Pflegestudium mit insgesamt 2100 Stunden Theorie und 2500 Stunden Praxis oder sogenannte Related Learning Experience.
Unser Curriculum umfasst Gesundheitsassessment, Grundlage der Krankenpflege, Pflege gesunder Menschen und Pflege von Patienten mit veränderten Gesundheitszustände oder mit verschiedenen Krankheiten.
Das Curriculum umfasst auch Research, Community Health Nursing, Geburtsmanagement sowie Entbindung und Pflege der Neugeborenen. Nach dem Studium ist man noch aber kein Registered Nurse.
Diese gesetzliche Berufszeichnung als Registered Nurse bekommt man, nachdem man die Krankenpflegezulassungsprüfung von dem Krankenpflegeausschuss besteht. Die Zulassungsprüfung ist eine zwei Tage lang 500 Fragen. Multiple Choice Prüfung.
Also oft sind die Antworten alle korrekt. Die beste oder die vorrangige Antwort muss aber gewählt werden.
Wow. Ich glaube, so lang und umfassend war meine Krankenpflegeausschussprüfung damals nicht. Dann muss das Pflegestudium auf den Philippinen eigentlich, weil es so umfangreich ist, international problemlos anerkannt sein, oder?
Also meine eine gute Freundin von mir arbeitet jetzt ja in USA.
Aber auf der anderen Seite, ich kenne ein paar Freunde, die auch jetzt examinierte Pflegefachkräfte hier in Deutschland sind. Sie haben sechs Monate Anpassungslehrgang absolviert. Und dazu kenne ich die Prüfung.
Nach dem Studium hast du dann als Community Health Nurse in deiner Gemeinde gearbeitet.
Ich musste dazu erst an die Gemeindekrankenschwester denken, die es ja auch vor einigen Jahrzehnten in Deutschland noch gab, beziehungsweise an die ambulante Pflege, wie wir sie heute auch kennen.
Aber damit hat es nicht so viel zu tun, denn ich zitiere mal vom DBFK. In Städten, aber auch ländlichen Regionen wirken hochschulisch qualifizierte Pflegefachpersonen in der primären Gesundheitsversorgung mit.
Sie steuern, koordinieren, beraten, überwachen, leiten die Menschen in der Bewältigung des Alltags und unterstützen in jeder Lebenslage und Altersspanne. Also doch ein ganz anderes Berufsbild.
Und die Struktur, wie das Ganze organisiert wird, die ist auf den Philippinen ja auch komplett anders als in Deutschland.
Ja, genau. Als Community Health Nurse waren wir oder war ich auch zuständig, die Menschen in Dörfern zu besuchen und beraten. Die Philippinos, die in Ferndörfern wohnen, haben zum Beispiel kein Fernsehen oder kein Internet.
Deswegen ist die Beratung unsere Priorität, um die richtigen Informationen zu verbreiten. Es gibt bei uns im Zentrum unserer Gemeinde ein Rural Health Unit. Es ist ein kommunales ländliches Gesundheitszentrum.
Das ist zuständig für die Bereitstellung normalerweise von präventiven und regulierenden medizinischen Diensten, einschließlich allgemeine Arztbesite durch Rural Health Doctor oder Community Health Doctor sowie zahnärztliche Dienste, Gesundheit von
Müttern, Familienplanung Ernährungsberatung, Impfungen und auch einfache Laboruntersuchungen. Da kommt auch der Einsatz von Community Health Nurses um die folgenden wichtigen Sachen. Gesundheitsforderung und Beratung und Krankheitsprävention.
Da diese sogenannten Volkskrankheiten wie Diabetes Militus Tipp 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindert werden können.
Ihr hört Schmerz, der Podcast.
Also wenn die Wege zu den Kliniken und Versorgungszentren sowieso schon so beschwerlich sind und von vielen gar nicht bezahlt werden können, dann wird es ja wahrscheinlich erst recht schwer sein, Medikamente zu bekommen, zumal die auch noch sehr
teuer sind. Wie ist denn das, wenn jemand zum Beispiel Schmerzen, unter Schmerzen leidet, bekommt er dann oder holt er sich dann eine Packung Paracetamol oder Ibuprofen oder wie ist das auf den Philippinen?
Also erstmal Mythen und Ängste im Zusammenhang mit Schmerzen sind nach wie vor ein Hindernis für eine wirksame Behandlung und Pflege.
Auf der anderen Seite, aufgrund der finanziellen Engpässe, greifen die Einkommensschwachenfamilien häufig auf Volksmedizinische Leistungen zurück, weil diese einfach leistbar sind.
Also sie gehen nicht direkt zum Arzt oder ins Krankenhaus, sondern probieren sie erstmal diese Volksmedizin aus. Es sind auch Heilpraktiker, die zum Beispiel Kräuterheilkunde, Gebete und auch Mystik kombinieren.
Trotz der Einführung des Christentums auf den Philippinen bleiben einfach diese einheimischen Heilmethoden mit der Spiritualität verbunden.
Hilot ist die traditionelle philippinische Massagebehandlung. Mangielot wird vor allem bei Beschwerden der Muskeln und Gelenke genutzt. Eine andere Form ist Magpapanak, die Hilfe durch Hebam.
Vielleicht habt ihr schon mal Bilder oder eine Reportage gesehen über Soap, ein Geburtsritual, bei dem unter einem Umhang Aromatherapie durchgeführt wird.
Die traditionelle philippinische Kräuterheilkunde wird von den sogenannten Albulario betrieben, die mit bei uns eher unbekannten Pflanzen arbeiten. Aber dazu hat Ciara ein paar Beispiele.
Das Gesundheitsministerium hat eine Liste von wissenschaftlich validierten philippinischen Heilpflanzen erstellt. Diese Heilpflanzen werden von den Menschen als alternative Arzneimittel und als erste Hilfe verwendet.
Sambum ist bekannt zum Beispiel für die Umhandlung von Nierenproblemen. Bittermelone für ihre anti-diabetische Bewerbung. Guave für die Behandlung von Wunden.
Lagundee für die Behandlung von Pusten und Asthma. Und malunggai für die Förderung von dem Fluss der Muttermilch.
Den Link zu dieser Liste findet ihr in den Shownotes.
Aber auch ihr als Community Health Nurses müsst ihr ja womöglich einen ziemlichen Spagat wagen, denn ihr arbeitet ja wissenschaftlich fundiert, akzeptiert aber natürlich auch die Wünsche der Betroffenen, oder? Ja.
Community Health Nurses müssen proaktiv vorgehen, indem sie effektiv kommunizieren und Entscheidungen treffen. Im Vertrauen auf unsere Patienten und deren Schmerzerfahrung. Volksmedizin gehört zu der Kultur und wir respektieren sie.
Hilot ist in Deutschland recht unbekannt und das nicht ohne Grund.
Denn Hiloterlernen geht fast nur auf den Philippinen. Ich habe dazu eine sehr interessante Gesprächspartnerin gefunden, Imelda Müller aus der Schweiz, geboren auf den Philippinen und Expertin im deutschsprachigen Raum zum Thema Hilot.
Hilot ist Korrekturen. Wenn die Gelenke verschoben sind, kann man dann Korrekturen machen und das sehen wir sofort. Ob ein Bein kürzer ist, woher kommt dann die Ursache, wie kann man das richten.
Und das können wir einfach sehen. Auch wenn die Leute am stehen sind, dann merken wir sofort.
Und wie kann man Hiloterlernen?
Hilot ist, kann man sagen, übertragbar. Also man kann das lernen, wenn man schon als Kind übernommen hat bei Eltern. Ich als Kind habe ich mir schon so viel interessiert an medizinische Richtung.
Und als Kind möchte ich eigentlich Ärztin werden. Aber eben durch die Armut, das kann man nicht leisten. Dann bin ich halt Richtung Physiotherapeuten geworden.
Das ist eine 5 Jahre Backelor. Aber als Kind habe ich schon immer neugierig gemacht, die Hilotmeisterleute bei uns in unserer Provinz.
Und dann, wenn jemand da Unfall gehabt hat, verstaubte Füße, auch verstaubte Hand, da habe ich immer auch immer nachgeschaut. Und ich habe immer neugierig geschaut, wie macht er das wohl?
Und wenn ich dann auch so Anatomie sehe, oder die Bücher über Gesundheit, da habe ich dann immer so neugierig angeschaut. Und das ist dann halt die Herkunft von Hilotleuten. Die sind schon als Kind geborene Therapeuten.
Deswegen ist das so selten. Wir Leute sind so selten. Weil das muss schon von Anfang kommen, als Kind.
Ich habe auch Glück, dass ich das von meiner Mutter geerbt habe. Weil alle anderen haben das nicht. Ich habe auch eine Neche, die ist das Kan.
Er ist ein Ingenieur. Aber jetzt ist er doch unglücklich mit seiner Ingenieurbildung. Dann hat er dann halt auch Richtung Therapeuten gemacht.
Und es ist auch, dass ich keine Hilfe hier habe. Weil ich habe auch immer versucht, Leute zu finden. Aber niemand ist dafür geeignet.
Deswegen versuche ich meine Neffe hierher zu bringen in der Schweiz. Weil die Patienten nehmen zu und ich schaffe es nicht mehr alleine.
Also, ihr Neffen haben sie mit ihrer Begeisterung schon angesteckt, ja?
Ja, ich bin froh, dass eine von meinen Sohn hat das auch.
Und ich trainiere ihn auch schon, weil die jüngere Sohn, er spürt einfach und wenn man ihn über Gesundheit erklärt, über Nerven, über das ganze System per Körper, die Skelette, die Wirbelsäule, er nimmt einfach das automatisch.
Wir hatten ja schon darüber gesprochen, dass es wenige lotkundige Menschen hier in Deutschland, im deutschsprachigen Ausland und auch überhaupt in Europa gibt.
Sie hatten ja auch erzählt, dass es einen Unterschied macht, welchen therapeutischen Background eine Person hat, die Hilot praktiziert. Sie nahmen da vor allen Dingen Bezug auf die Muskelfassien, glaube ich, waren das. Wie war das noch genau?
Zum Beispiel in Madrid gibt es eine, aber die ist nicht so genau wie ich.
Die ist eine Massagetherapeut, aber die kann ich richten. Aber sie kann Fassien lösen, weil eine richtige Hilot ist nicht nur richten, nicht nur Chiropraktik, sondern auch Fassien lösen. Weil die Fassien ist sehr wichtig.
Das ist so, ich sage immer, wenn die Fassien verklebt sind, dann tut dann die Muskulatur, die ganzen Sehnen verkürzen. Und wenn das verkürzt sind, sind sie weniger elastischer, und dann tut das die ganze Skelett zusammendrücken.
Und wenn dann zusammengedrückt ist, tut dann auch die Nerven einkleben. Und dort passiert dann die Verschiebungen von die Gelenke und dann auch die Nerven eingeklemmt. Und dann passiert dann Schwelungen, Schmerzen.
Und dort muss man das Fassien lösen, weil das ist doch immer das Problem. Bei Chiropraktikern, sie tun ja nur Knacksen und dann die Faschen nicht lösen. Und dann tut das wieder mit dem Seid zurück.
Ist nicht, sagen wir, ist nicht haltbar. Aber die Hilot, das ist, also durch meine Sesse haben auch vielleicht meine Website gesehen, die Reviews, die Bewertungen, die waren schon im Spital und alles. Aber dann doch nicht.
Keine Lösung. Und dann bei mir endlich mal geheilt. Weil das ist dann die Geheimnis natürlich.
Oder die Faschen, die waren so verklebt. Wir benutzen auch Kräuter. Kräuter für Babys.
Genau. Für Babys, wenn sie Bauchschmerzen haben. Aber es ist leider hier in Europa schwer, diese Kräuter zu finden.
Ich versuche auch, diese Pflanze zu sammeln und denke, in Zukunft kann ich vielleicht einen Wintergarten dafür aufbauen. Und dann auch das in Zukunft.
Chiropraktik, natürlich auch Hilot, ist aber auch nicht ganz ungefährlich.
Ja, das braucht lange Erfahrung. Also ich als Kind war ich einfach mal neugierig. Und dann in meinen Backelor-Zeiten war ich auch sehr, sehr neugierig.
Da hat man eine Vertiefung gehabt und ich habe immer noch nicht verstanden. Ich habe auch immer noch Angst, Menschen zu behandeln. Da ist man vorsichtig, weil du weißt genau, was du dann kaputt machen kannst.
Kannst du auch Menschen vielleicht im Rollstuhl fliegen, wenn du das falsch behandelt hast. Deswegen immer vorsichtig. Immer die Bewusstsein aufbauen.
Und durch das habe ich verschiedene Behandlungen, Manualtherapie probiert und immer langsam verwendet. Ich habe auch durch Europa gereist und auch in Amerika getroffen. Die Leute, die Hilot machen.
Ich kommuniziere auch mit diesen Meisterleuten, die Hilot machen. Wir haben auch ein Netzwerk, weil zum Beispiel wir können diese Leute fragen, was meinst du, ich habe diese Probleme gehabt, was soll ich machen, was kann ich machen.
Also einfach gegenseitig helfen, weil Erfahrung, man sagt ja, Übung macht den Meister.
Also die Hilot ist dann ja etwas für alle Menschen, die Probleme mit den Gelenken, mit dem Rücken und so weiter haben.
Ja, alle. Bahnscheibe zum Beispiel bei Frozen Shoulder. Ich habe da auch Büroleute oder in Reinigung.
Ich habe viel so viel am Anfang. Die Menschen mit Frozen Shoulder, die bereit zum Operieren sind. Haben sie auch abgesagt, die Operation, weil ist schon geheilt.
Sie kommen dann lieber zu mir als eben zum Spital.
Ja, also vielen Dank für den Einblick in die Welt des Silot.
Vielen Dank. Ja, und übrigens habe ich auch viele Krankenpfleger, die zu mir kommen, weil die brauchen auch immer Hilfe.
Ihr hört Schmerz, der Podcast. Jetzt interessiert mich aber trotzdem, mit welchen Analgetika, also mit welchen Schmerzmedikamenten ihr dort arbeitet.
Ich bin schon hier in Deutschland angekommen, als ich auf Methamizol oder Novaminsulfon gestoßen habe. Dazu habe ich noch recherchiert und drei Menschen, die in der Medizin tätig sind, gefragt.
Die oft verwendeten Analgetika auf den Philippinen feiern immer noch Paracetamol, Thamadol und auch Methaminsäure sowie COX-Inhibitoren, Celecoxib, Etolicoxib.
Bei onkologischen Patienten werden jetzt Fentanylpflaste und auch Fentanylinfusionen verschrieben. Methamizol und Thilidin seien bisher immer noch nicht bekannt.
Methaminsäure ist ein NSAR, also ein nicht-steroidales Antireumatikum, und in Deutschland nicht auf dem Markt. Dafür aber z.B. in Österreich und der Schweiz recht geläufig.
Viel interessanter ist aber die Geschichte von Methamizol, also Nuvalminsulfon. In vielen Staaten der Erde ist es gar nicht auf dem Markt oder wird sehr selten genutzt.
In Deutschland ist es unter den verschreibungspflichtigen Analgetiker die Nummer eins. Warum? Methamizol ist ein Schmerzmedikament, ein Analgetikum.
Chemisch gesehen ist Methamizol ein Pyrazole, zu dem auch verschiedene andere Substanzen aus Medizin, Landwirtschaft und Industrie gehören. Neben der Schmerzstellung wirkt es auch fiebersenkend und löst Krämpfe und Kuliken.
Methamizol ist 1922 durch die Firma Höchst als Novalgin in den Handel gekommen und bis heute unter verschiedenen Namen, auch unter der alternativen Wirkstoffbezeichnung Novalminsulfon, geläufig.
In Deutschland wurde und wird das Schmerzmittel in der DDR als Analgin häufig verschrieben. Erst 1987 wurde das Medikament in der BRD rezeptpflichtig und die Verordnungszahlen gingen aufgrund der Nebenwirkung stark zurück.
In anderen Ländern wurde die Zulassung auch ganz zurückgenommen. Und während Metamizol in Deutschland seit langen wieder das Medikament der Wahl unter den nicht-Opioiden-Analgetiker ist, verhält es sich in anderen Ländern komplett gegenteilig.
Die gefährlichste Nebenwirkung des Metamizols ist die Agranulocytose, die Verminderung einer bestimmten Art von weißen Blutkörperchen.
Die Agranulocytose beginnt meist mit Fieber und Schwäche, führt dann aber zu geschwüren Hautnekrosen, sogar zu Lymphomen, in Extremfällen auch zum Tod. Ziemlich unklar ist allerdings die Häufigkeit dieser ziemlich heftigen Nebenwirkung.
In Deutschland wird sie als sehr selten aufgeführt, tritt also in weniger als 0,01 Prozent der Fälle auf. 1986 ermittelte der Hersteller selbst eine Wahrscheinlichkeit von 1,1 Fällen bei 1 Mio.
Anwenderinnen und in einer Übersicht aus den frühen 2000ern 25 Betroffene von 1 Mio. Die Zahlen sind jedoch umstritten. In Schweden wurde 2002 ein Fall pro 1.439 Anwenderinnen ermittelt.
Und gerade in Skandinavien, aber auch in den USA, Afrika und Asien, wird Metamizol deswegen selten oder gar nicht genutzt. Die Wahrheit wird wahrscheinlich irgendwo zwischen diesen Ergebnissen liegen.
Nach der Zeit als Community Health Nurse auf den Philippinen hat das Dichtern aber nach Deutschland verschlagen. Wie bist du hier angekommen?
Ich habe drei Jahre bei einem Grundpflegedienst gearbeitet. Auf den Philippinen haben wir ja keine ambulante Pflege. Die alten Menschen leben mit den Familien unter einem Dach zusammen.
Die Familienangehörige übernehmen die Grundpflege und die Pflegefachkräfte führen meistens die medizinische Behandlungspflege und die ärztliche Anordnung durch.
Und deswegen habe ich auch den Zeitpunkt erreicht, wo ich mir gesagt habe, ich habe Behandlungspflege vermisst. Dann bin ich zu Goldbach gegangen und kann ich sagen, dass ich die richtige Stelle gefunden habe.
Ja, schön zu hören. Vielen Dank Ciara. Das war auf jeden Fall ein toller Einblick in die Arbeit als Community Health Nurse, die wir hier noch so wenig kennen in Deutschland.
Und interessanter Einblick in die Schmerztherapie. Auch gerade die Geschichte mit Metamizol, die Kräuterheilkunde. Es gibt ja doch immer einige interessante Facts, wenn man mal so ein bisschen über den Tellerrand hinaus schaut.
Vielen Dank dir.
Es war eine Ehre, dem Nils Wommelsdorf ein Interview zu machen.
Schmerz, der Podcast, ist eine Produktion von mir, Nils Wommelsdorf. Die Musik ist komponiert und eingespielt von Heiko Wommelsdorf, das Margo McCaffery Zitat im Intro, eingesprochen von Katrin Wommelsdorf.
Ihr findet Schmerz, der Podcast, auf allen gängigen Podcastplattformen. Und ich würde mich sehr freuen, wenn ihr die Reihe abonniert, einen Kommentar schreibt und sie weiter empfehlt. Wir hören uns.
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#00 Ciara Demontaño-Siemer: Die Philippinen – Community Health Nurses, Hilot und Metamizol von Nils Wommelsdorf ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung 4.0 international.


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